Leseland DDR
Sie kennen ihn auch, den geheimnisvollen Duft alter Bücher, der einem beim Öffnen verstaubter Kisten entgegenkommt, oder beim Besuch eines verwinkelten Antiquariats. Ein Duft, der an fast vergessene Geschichten erinnert, die beim Blättern durch die Bücher zum Leben erweckt werden.
Ihren Geruchssinn vermag die neue Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nicht anzusprechen. Dafür laden die 20 Ausstellungstafeln mit Texten, Bildern und Videos zu einer anschaulichen Zeitreise durch das Leseland DDR ein. Ein Land, dessen Obrigkeit an die Macht des geschriebenen Wortes glaubte und es zugleich fürchtete. Wo das Lesen und Schreiben mit großem Aufwand gefördert wurde, während politisch unerwünschte Literatur in Bibliotheken nur mit einem Giftschein zugänglich war und Post und Reisende aus dem Westen nach Gedrucktem gefilzt wurden.
Leseland DDR erzählt vom Eigensinn der Menschen, die sich ihre Lektüre nicht vorschreiben lassen wollten, die für rare Bücher Schlange standen und auf der Leipziger Buchmesse so manchen begehrten Titel westdeutscher Verlage heimlich in die Tasche steckten. Die Tafeln der Ausstellung führen aber auch in die Welt der Krimis, Märchen und Science-Fiction ein, sie berichten von der Literatur aus der Sowjetunion, den schreibenden Arbeitern des sozialistischen Realismus und sie lassen in alte Kochbücher blicken. Die Schau wirft Schlaglichter auf die grenzüberschreitende Kraft, die die deutsch-deutschen Schriftstellerkontakte, das Radio und Fernsehen aber auch die Bücher entfalteten, die Weltreisen über die Mauern des Landes hinweg ermöglichten. Mit den Schriftstellern in der Friedlichen Revolution und der DDR als Thema in der Gegenwartsliteratur endet die Zeitreise. Leseland DDR ist ein Beitrag zur Kulturgeschichte der SED-Diktatur. Die Ausstellung ist zugleich eine Anregung für Jung und Alt, nach dem Besuch die alten Bücher aufzuschlagen, um die Geschichte der DDR im Spiegel ihrer Literatur (neu) zu erkunden.
Unsere Ausstellung: Leseland DDR
15.09.- 31.10. | FRIEDA 23, Friedrichstr. 23, Rostock
Ein Land, dessen Obrigkeit an die Macht des geschriebenen Wortes glaubte und es zugleich fürchtete. Wo das Lesen und Schreiben mit großem Aufwand gefördert wurde, während politisch unerwünschte Literatur in Bibliotheken nur mit einem „Giftschein“ zugänglich war und Post und Reisende aus dem Westen nach Gedrucktem durchsucht wurden.
Die Ausstellung „Leseland DDR“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ist ein Beitrag zur Kulturgeschichte der SED-Diktatur und zugleich eine Anregung für Jung und Alt, die Geschichte der DDR im Spiegel ihrer Literatur (neu) zu erkunden. „Leseland DDR“ erzählt vom Eigensinn der Menschen, die sich ihre Lektüre nicht vorschreiben lassen wollten, die für rare Bücher Schlange standen und auf der Leipziger Buchmesse so manchen begehrten Titel westdeutscher Verlage heimlich in die Tasche steckten. Die Ausstellung führt aber auch in die Welt der Krimis, Märchen und Science-Fiction ein, sie berichten von der Literatur aus der Sowjetunion, den schreibenden Arbeitern des sozialistischen Realismus und sie lassen in alte Kochbücher blicken.
Veranstalter:innen: Heinrich-Böll-Stiftung MV, Literaturhaus Rostock, Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehem. Untersuchungshaft der Staatssicherheit Rostock/LpB M-V
Öffnungszeiten: Mo – Fr, 7 – 21 Uhr, Sa & So, 16 – 21 Uhr
Alle Veranstaltungen auf einen Blick:
Eröffnungsgespräch zur Ausstellung: Leseland DDR
Do, 21.09., 19 Uhr | FRIEDA 23, Friedrichstr. 23, Rostock
Mit Marko Martin, Autor
Die 20 Ausstellungstafeln laden zu einer anschaulichen Zeitreise durch das Leseland DDR ein. Ein Land, dessen Obrigkeit an die Macht des geschriebenen Wortes glaubte und es zugleich fürchtete. Wo das Lesen und Schreiben mit großem Aufwand gefördert wurde, während politisch unerwünschte Literatur in Bibliotheken nur mit einem Giftschein zugänglich war. Wie sah im eingemauerten Land DDR eine Literatur aus, die weder politisch-oppositionell noch staatstragend war, sondern sich ihre Freiheitsräume gewitzt eroberte? Die Antwort auf diese Frage lieferte unter anderem der Autor Marko Martin mit seinem Buch „Die verdrängte Zeit. Vom Verschwinden und Entdecken der Kultur des Ostens“. Gemeinsam mit unseren Gästen wollen wir das Leseland DDR und die Geschichte der DDR im Spiegel ihrer Literatur (neu) erkunden.
Moderation: Susan Schulz, Heinrich-Böll-Stiftung MV & Dr. Steffi Brüning, Leiterin der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock/Landeszentrale für politische Bildung MV
Lesung & Gespräch „Drei Frauen träumten vom Sozialismus. Maxie Wander, Brigitte Reimann, Christa Wolf“ mit Carolin Würfel
Di, 26.09., 19.30 Uhr | PWH, Doberaner Str. 21, Rostock
Christa Wolf, Brigitte Reimann und Maxie Wander – Carolin Würfel porträtiert diese drei Ikonen der DDR-Literatur und wirft einen modernen Blick auf das große Versprechen des Sozialismus.
Christa Wolf, Brigitte Reimann, Maxie Wander – waren sie Träumerinnen oder Macherinnen, diese drei Frauen, die zu Ikonen der DDR-Literatur wurden? In ihrem atmosphärischen Porträt zeigt Carolin Würfel drei Schriftstellerinnen, die im Temperament unterschiedlicher kaum sein könnten und die doch eines eint: die Begeisterung für das Versprechen des Sozialismus, die Bereitschaft, den Traum vom neuen Menschen in ihrem Alltag, ihrer Arbeit und ihren Beziehungen umzusetzen. Mit welchem Selbstbewusstsein diese Frauen in den 1950er- und 1960er-Jahren ihre Ziele verfolgen, sich dabei als Freundinnen stützen – wie ihre Träume aber auch platzen, davon erzählt Carolin Würfel inspiriert und mitreißend und lässt ein Stück Zeitgeschichte lebendig werden.
Carolin Würfel, geboren 1986 in Leipzig, studierte Geschichte und Publizistik in Berlin und Istanbul. Sie arbeitet als freie Autorin und Journalistin, insbesondere für die Wochenzeitung Die Zeit.
Moderation: Dr. Steffi Brüning, Leiterin der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock
Eintritt: 10,- / 7,- EUR
„Vom Aufstehen und der Möglichkeit von Glück" Lesung & Gespräch mit Helga Schubert und Anne Rabe
Di, 03.10., 15 Uhr | li.wu., Friedrichstr. 23, Rostock
Helga Schubert, geboren 1940 in Berlin, war Psychotherapeutin und Schriftstellerin in der DDR. Nach zahlreichen Buchveröffentlichungen zog sie sich aus der literarischen Öffentlichkeit zurück, bis sie 2020 mit der, bis dahin unveröffentlichten, Geschichte „Vom Aufstehen“ den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann. In ihrem gleichnamigen Buch, das für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert war, erzählt sie von den Prägungen ihres Lebens: von Kriegs- und Flüchtlingskindheit, vom Alltag in der DDR – und über eine traumatisierte, hartherzige Mutter. Und blättert dabei acht Jahrzehnte deutscher Geschichte auf.
Anne Rabe, geboren 1986 in Wismar, ist Dramatikerin, Drehbuchautorin und Essayistin. Ihre Theaterstücke wurden mehrfach ausgezeichnet. Seit mehreren Jahren tritt sie zudem als Essayistin und Vortragende zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte in Erscheinung. „Die Möglichkeit von Glück“ ist ihr Prosadebüt, in dem sie eine autobiografisch inspirierte Familiengeschichte vom Aufwachsen im Nachwende-Osten erzählt und dabei weit in die Vergangenheit zurückblickt.
Mit beiden Autorinnen sprechen wir über das (Lese-)land DDR, über das, was uns prägt und das, was bleibt.
Im Anschluss kann die Ausstellung bei Kaffee und Kuchen besichtigt werden.
Moderation: Matthias Schümann, LiteraturRat M-V
Eintritt: 10,- / 7,- EUR
Lesung & Gespräch „Elbe 511“ & „Gittersee“ mit Nicole Weis & Charlotte Gneuß
Fr, 17.11.2023, 19 Uhr | DuG Rostock, Grüner Weg, Rostock
Vor dem Mauerbau geht der 20-jährige Wolfgang mit seinem Freund über die innerdeutsche Grenze, um in Westdeutschland zu arbeiten. Acht Monate später kehrt er aus Heimweh zurück. Doch die Konsequenzen werden sein ganzes Leben prägen. Er wird wegen angeblicher Spionage zu vier Jahren Gefängnis in Bautzen verurteilt.
Nach der Entlassung darf Wolfgang nicht in seinem Heimatdorf leben und wird erneut seiner Freiheit beraubt. Wieder beschließt er zu fliehen und schwimmt bei Flusskilometer 511 über die Elbe. Im Westen baut er sich eine Existenz auf, gründet eine Familie. Nach seinem Tod und anhand der Fluchtgeschichte ihres Vaters rekonstruiert die Autorin Nicole Weis auf brillante Weise die jüngere deutsche Geschichte und spannt dabei einen Bogen vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Fall der Mauer und in die Gegenwart.
Charlotte Gneuß Roman ist im Jahr 1976, im Dresdner Vorort Gittersee, angesiedelt: Karin ist 16, hütet ihre kleine Schwester, während ihre Mutter am liebsten ein anderes Leben führen würde. Aufgehoben fühlt sich Karin bei ihrer Freundin Marie, verliebt ist sie in ihren Freund Paul, der gerne Künstler wäre, aber im Schacht bei der Wismut arbeitet. Als Paul zu einem Ausflug aufbricht und nicht mehr zurückkommt, stehen eines Nachts zwei Uniformierte vor der Tür, und Karins Welt gerät aus den Fugen.
Beiden Autorinnen ist die Auseinandersetzung mit dem Wunsch nach Freiheit gemein. Während Nicole Weis sich den Auswirkungen von Flucht- und Hafterfahrungen auf die Familiengeschichte nähert, erzählt Charlotte Gneuß über den Verlust derjenigen, die zurückbleiben.
Moderation: Dr. Steffi Brüning, Leiterin der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock/Landeszentrale für politische Bildung MV & Susan Schulz, Heinrich-Böll-Stiftung MV
Eintritt: 7,-/5,- EUR
Welche Bücher aus der DDR haben dich besonders geprägt?Ganz sicher der „Fremde Freund" von Christoph Hein, das ja im Westen „Drachenblut“ hieß. Eine sensationelle Beschreibung der 80er in der DDR. Sehr beschäftigt hat mich damals auch Stefan Heyms Autobiografie „Nachruf“. Das Leben eines deutschen Juden in zwei Diktaturen. Gelesen habe ich das in der West-Ausgabe, die mir eine Freundin geliehen hatte. In der DDR ist es erst nach dem Mauerfall erschienen.“Gregor Sander
Unsere Videos zur Ausstellung
Helga Schubert
Ein Höhepunkt unserer Veranstaltungen war der Lesungs- und Gesprächsnachmittag mit der renommierten Autorin Helga Schubert, die am 3. Oktober 2023 u.a. aus ihrem Buch „Vom Aufstehen“ las. Darin erzählt sie von den Prägungen ihres Lebens: von Kriegs- und Flüchtlingskindheit und vom Alltag in der DDR. Im Gespräch mit dem Moderator Matthias Schümann stellt sie heraus, dass die Diktatur die Täterin ist und Menschen zu Tätern oder Opfern werden lässt. Helga Schubert liest „Verwirrung oder die Deutsche in mir“, die Geschichte „Das Abendessen“ und ein Kapitel aus dem Buch: "Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe".
Leseland DDR: Lesung und Gespräch mit Helga Schubert - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
Direkt auf YouTube ansehenLeseland DDR: Eva-Maria Kröger - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
Direkt auf YouTube ansehenEva-Maria Kröger
Als die Mauer fiel, konnte die damals siebenjährige Eva-Maria Kröger noch nicht lesen. Sie begrüßt es, dass die Ausstellung der Literatur der DDR einen Raum zur Reflektion gibt.
Eva-Maria Kröger ist Oberbürgermeisterin der Hanse- und Universitätsstadt Rostock.
1982 in Rostock geboren. Studium der Politikwissenschaften und Öffentliches Recht an den Universitäten Rostock und Tübingen. Sie ist Mitglied der Partei DIE LINKE, deren Fraktion sie in der Rostocker Bürgerschaft 13 Jahre leitete. Von 2016 bis zu ihrer Wahl als Oberbürgermeisterin im Februar 2023 gehörte sie dem Landtag M-V an.
Dr. Katrin Möller-Funck
1989 war Katrin Möller-Funck 19. Als Kind las sie gern die Bücher von Wolf Spillner, Benno Pludra und Gerhard Holtz-Baumerts „Alfons Zitterbacke“. Wenn sie heute DDR-Autor:innen liest, achtet sie v.a. darauf, was zwischen den Zeilen steht.
Dr. Katrin Möller-Funck ist Leiterin des Kempowski-Archivs in Rostock. „Seit ich lesen kann, bin ich süchtig nach Literatur. Als Kind traf man mich laufend lesend. War es zunächst eine Flucht in Phantasiewelten, sind es heute die Freude an Sprache und interessanten Geschichten, die mich begeistern.“
Leseland DDR: Dr. Katrin Möller-Funck - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
Direkt auf YouTube ansehenLeseland DDR: Renate Heusch-Lahl - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
Direkt auf YouTube ansehenRenate Heusch-Lahl
„Nachdenken über Christa T.“ war damals in der Bundesrepublik Schullektüre. Renate Heusch-Lahl war besonders bewegt von Christa Wolfs Reflektion über eigene Zweifel und die Position in der Gesellschaft.
Bereits als Kind verschlang sie Bücher und das ist bis heute so geblieben. Trotz der Liebe zu Literatur studiert Renate Heusch-Lahl in ihrer Geburtsstadt Bonn und später in Hamburg Politikwissenschaft. Kurz nach der Wende geht sie der Liebe wegen nach Rostock. Nach zehn Jahren als Pressesprecherin ist sie seit 20 Jahren selbstständig als Moderatorin und Kommunikationsberaterin tätig.
Matthias Dettmann
Zu den prägenden Büchern zählt Matthias Dettmann:
„Die Hochzeit von Länneken“ von Herbert Nachbar
„Das Judenauto - Kabelkran und Blauer Peter – Zweiundzwanzig Tage oder Die Hälfte des Lebens“ von Franz Führmann
Seine Leseempfehlung: alles von Elizabeth Shaw, z.B. Wie Putzi einen Pokal gewann und „Der kleine Angsthase“
1980 in Wolgast geboren und in Rostock aufgewachsen. Matthias Dettmann arbeitet als Grafiker und Autor („Rostock, mein Arkadien“). Er ist Mitglied im Künstlerbund MV und Mitarbeiter in der Kunst.Schule.Rostock in der FRIEDA23. Seit vielen Jahren ist er in der hiesigen Kunst- und Kulturszene aktiv.
Leseland DDR: Matthias Dettmann - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
Direkt auf YouTube ansehenLeseland DDR: Jochen Schmidt - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
Direkt auf YouTube ansehenJochen Schmidt
Beeindruckt war der im Westen sozialisierte Jochen Schmidt von "Die neuen Leiden des jungen W." von Ulrich Plenzdorf. Die Adaption des Goethe-Werks "Die Leiden des jungen Werthers" traf für ihn die richtige Sprache der Jugend.
Seine (Lese-)empfehlung: das Leben und Werk von Brigitte Reimann
Jochen Schmidt wurde 1964 in Biberach/Baden-Württemberg geboren. Der studierte Politikwissenschaftler war von 1994 bis 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften der Universität Rostock bevor er Stellvertreter des Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern für die Stasi-Unterlagen wurde. Jochen Schmidt konzipierte in dieser Funktion u.a. das Projekt "Die DDR im Schulunterricht". Seit 2007 ist er Direktor der Landeszentrale für politische Bildung M-V, die mit der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock Kooperationspartnerin der Veranstaltungsreihe „Leseland DDR“ ist.
Dr. Steffi Brüning
Wer sich mit dem Leben in der DDR auseinandersetzen, über Widerspenstigkeit und Mut erfahren möchte und in die Biografien von Frauen in der DDR eintauchen will, dem empfiehlt Steffi Brüning die Lektüre der Tagebücher und Romane von Brigitte Reimann.
Dr. Steffi Brüning studierte Politikwissenschaften und Geschichte in Greifswald und Rostock. Nach ihrer Dissertation zum Thema Prostitution in der DDR wirkte sie an verschiedenen Projekten mit, unter anderem war sie bei der Mitgründung des Frauenarchives MV beteiligt. Seit 2021 leitet sie die Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit Rostock (DuG) in Trägerschaft der Landeszentrale für politische Bildung MV. Die DuG ist Kooperationspartnerin der Veranstaltungsreihe „Leseland DDR“.
Leseland DDR: Dr. Steffi Brüning - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
Direkt auf YouTube ansehenLeseland DDR: Klaus Blaudzun - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
Direkt auf YouTube ansehenDr. Klaus Blaudzun
Wichtige Autoren waren für Klaus Blaudzun die Dramatiker Volker Braun mit dem Gedichtband „Training des aufrechten Gangs“ und Heiner Müller.
Seine Leseempfehlung: „Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953“ des damals 22-jährigen Uwe Johnson
Der promovierte Literaturwissenschaftler studierte Geschichte und Germanistik auf Lehramt in Rostock. Klaus Blaudzun gehört zu den Aktivisten der ersten Generation der freien Kultur- und Jugendeinrichtungen. Im Verein 'Kulturnetzwerk' entstand 1991 die Idee einer Medienwerkstatt in Rostock, die er mit begründete, deren Projektleiter er wurde und deren Geschäfte er bis 2022 führte.
Dr. Anne Kellner
Zu den prägenden Büchern zählt Anne Kellner:
„Die seltsamen Abenteuer des Parzival“ von Werner Heiduzcek
„Die neuen Leiden des jungen W.“ von Ulrich Plenzdorf
Flucht in die Wolken“ von Sibylle Muthesius
Ihre Leseempfehlung: „Franziska Linkerhand“ von Brigitte Reimann.
„Ich habe ganz viel gelesen, alles, was mir in die Finger kam. Weshalb ich Literatur studieren wollte" so Anne Kellner, die heute das Rostocker Programmkino Lichtspieltheater Wundervoll leitet. Von 1987 bis 1993 studierte sie Germanistik und Geschichte auf Lehramt an der Universität Rostock. Bereits seit 25 Jahren trifft sie sich mit Freund:innen zu einem privaten Lesekreis.
Leseland DDR: Dr. Anne Kellner - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
Direkt auf YouTube ansehenLeseland DDR: Juliane Foth - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
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Juliane Foths Lieblingskinderbücher waren „Drei kleine Ferkel“ von Sergej Michalkow, illustriert von Erich Gürtzig, und „Hirsch Heinrich“ von Fred Rodrian, illustriert von Werner Klemke. Das Kinderbuch „Wir haben keinen Löwen“, ebenfalls von Fred Rodrian, sollte für die 1. Klasse gekauft werden. Da es nicht zu bekommen war, tippte es ihr Opa über Nacht für sie ab.
Juliane Foth, 1983 in Stralsund geboren und dort aufgewachsen. Zu DDR-Zeiten wurde sie von ihren Eltern mit allen Büchern versorgt, die man bekommen konnte. Nach einer absolvierten Ausbildung zur Bankkauffrau studierte sie von 2005 bis 2011 Germanistik, Erziehungswissenschaften und Sprachliche Kommunikation & Kommunikationsstörungen in Rostock. „Das war die beste Entscheidung!“ so Juliane Foth, die seit 2007 im Literaturhaus Rostock arbeitet und dort das Junge Literaturhaus leitet.
Arne Papenhagen
Arne Papenhagen erinnert sich gern an die DDR- Jugendbuchklassiker „Käuzchenkuhle“ von Horst Beseler und „Insel der Schwäne“ von Benno Pludra.
Arne Papenhagen,1974 in Güstrow geboren, weshalb er 1991 als letzter „vollständiger" POS Jahrgang von Klasse 1-10 die Schulzeit abschloss. Geprägt haben ihn dann die abenteuerlichen 90er Jahre. Neben der Zimmermannsausbildung im ehemaligen Wohnungsbaukombinat entdeckte er die freie Jugend- und Kulturarbeit für sich und blieb dabei - bis heute. Arne Papenhagen ist Geschäftsführer und Projektleiter der Medienwerkstatt an der Institut für neue Medien gGmbH.
Leseland DDR: Arne Papenhagen - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
Direkt auf YouTube ansehenLeseland DDR: Antje Pautzke - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
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Sie ist in Schwerin aufgewachsen und leitet stellvertretend die Uwe Johnson-Forschungsstelle des Uwe Johnson-Archivs. Als die Mauer fiel, war sie vier Jahre alt.
Zu ihren Lieblingskinderbüchern gehören "Stöckchen Retter-in-der-Not“ aus „Lustige Geschichten“ von Wladimir Sutejew und „Moritz in der Litfaßsäule“ von Christa Kozik.
Während ihres Germanistikstudiums stieß sie auf den Autor Uwe Johnson und dessen Roman „Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953“. Sein Werk fasziniert sie bis heute.
Thomas Fehling
Ein Schriftsteller, der Thomas Fehling besonders beeindruckte, war Uwe Johnson. Rückblickend fand er vor allem dessen Methodik bei der Aufarbeitung der DDR-Erfahrung sehr eindrucksvoll.
Thomas Fehlings Leseempfehlungen:
- „Zwei Ansichten“ von Uwe Johnson
- „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ von Eugen Ruge
- „Kruso“ von Lutz Seiler
Thomas Fehling trug zwar das blaue und das rote Halstuch, den Zugang zur Abiturstufe ermöglichte ihm aber ausschließlich der Mauerfall 1989. Die DDR betreffende Trümmerteile besiedeln so auch seine Erinnerungen. Nicht nur als Kulturwissenschaftler interessiert ihn insbesondere die in Büchern stattfindende Zusammenkunft von Leben und Erzählung.
Leseland DDR: Thomas Fehling - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
Direkt auf YouTube ansehenLeseland DDR: Thomas Häntzschel - Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern
Direkt auf YouTube ansehenThomas Häntzschel
Besonders geprägt wurde Thomas Häntzschel vom Schriftsteller Peter Weiss, v.a. von dessen Werk „Die Ästhetik des Widerstands“, das er während seiner Armeedienstzeit las. Der Roman erschien nur in einer sehr geringen Auflage in der DDR. Quasi an der langen Warteliste vorbei konnte es ihm seine in der Bibliothek arbeitende Tante besorgen. Weiss` literarisches Hauptwerk lieferte für ihn wichtige Einblicke in die (jüngste) Geschichte, Einblicke, an die nicht leicht zu kommen war.
Thomas Häntzschel,1964 in Dresden geboren, lebt seit 1985 in Rostock bzw. Glashagen. Nach einem Studium der Mathematik und Physik an der Universität Rostock gründete er 1991 gemeinsam mit Frank Hormann die „fotoagentur nordlicht“ und arbeitet als freiberuflicher Fotograf. Seit August 2023 ist er Geschäftsführer der Kunst.Schule.Rostock. Er ist in vielen Bereichen der Bildenden Kunst in MV vernetzt und Vorsitzender des Kunstvereins zu Rostock.